Gendern und SEO? Die Frage danach, ob Texte nun gendergerecht geschrieben werden oder doch eher der Suchmaschine gefallen sollten, dürfte seit geraumer Zeit einige Webseitenbetreiber:innen beschäftigen. Doch wie schaut das nun genau aus – haben Gendersternchen, Binnen-I und andere gendergerechte Varianten tatsächlich einen Einfluss auf dein Suchmaschinenranking? Wir haben uns genauer mit dieser Frage auseinandergesetzt und alle wichtigen Erkenntnisse für dich zusammengefasst.
Was bedeutet überhaupt gendergerecht?
Unter gendergerechter (auch geschlechtergerechter) Sprache verstehen wir, dass der Sprachgebrauch hinsichtlich Personenbezeichnungen eine Gleichberechtigung berücksichtigt, die sich sowohl auf männliche, weibliche und weitere Geschlechter bezieht. Zentral ist dabei, dass die Gleichstellung der Geschlechter sowohl in gesprochener als auch in geschriebener Sprache explizit zum Ausdruck gebracht wird.
Das Problem mit dem generischen Maskulinum
Aus Gründen der Einfachheit und Lesbarkeit wird seit einigen Jahrzehnten das generische Maskulinum dafür verwendet, alle Personen (männliche, weibliche und nicht-binäre) in einem Wort zu nennen und dadurch auch anzusprechen. Konkret heisst das, dass die männliche Form allgemeingültig für alle Personen, unabhängig des biologischen Geschlechts, verwendet wird.
Das Problem dabei ist, dass sich dadurch gewisse Stereotypen und Geschlechterrollen herauskristallisieren, die grundsätzlich nicht der Realität entsprechen und dennoch einen grossen Einfluss auf unsere Wahrnehmung haben. Hören wir beispielsweise von “Ärzten” so stellen wir uns zumeist ausschliesslich männliche Personen vor. Dass es jedoch auch zahlreiche Ärztinnen gibt, wird dabei völlig aussen vor gelassen.
Da sich unsere Sprachgewohnheiten tief in uns verankert haben, geben wir entsprechende Suchanfragen bei Google ein. Dadurch hat sich auch Google das generische Maskulinum angeeignet, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Texte, die ausschliesslich männliche Personenbezeichnen enthalten, deutlich besser ranken als gendergerechte Texte.
Das kannst du dir nicht vorstellen? Dann schauen wir uns doch mal folgende Beispiele an:
- Arzt: 75,9 Mio. Suchergebnisse bei Google
- Ärztin: 29,5 Mio. Suchergebnisse bei Google
- Autor: 890 Mio. Suchergebnisse bei Google
- Autorin: 19,8 Mio. Suchergebnisse bei Google
Wenn nun also eine Ärztin oder eine Autorin möchte, dass ihre Webseite gut rankt, ist sie quasi gezwungen, in der männlichen Form von ihr zu schreiben.
Welche gendergerechten Schreibformen gibt es?
Mittlerweile haben sich einige Schreibformen herauskristallisiert, die mehr oder weniger gebraucht werden. Nachfolgend haben wir alle bisher bekannten Formen für dich zusammengetragen.
Doppelnennung: In vielen Texten wird die Doppelnennung (z.B. Kolleginnen und Kollegen) gebraucht.
Das Binnen-I: Um die Doppelnennung etwas abzukürzen, wird häufig das Binnen-I gebraucht wie z.B. KollegInnen.
Das Problem der beiden oben genannten Formen ist, dass dadurch nur männlich und weiblich gelesene Personen mitgemeint sind, nicht-binäre Personen jedoch nicht. Um wirklich alle Menschen zu berücksichtigen, wurden weitere Schreibformen entwickelt.
Gendersternchen: Diese Variante wird derzeit sehr häufig verwendet z.B. Kolleg*innen
Gendergap mit Unterstrich: Kolleg_innen
Doppelpunkt: Kolleg:innen
Schrägstrich: Kolleg/innen
Abgesehen von den vorgestellten Varianten empfiehlt es sich, insbesondere auf neutrale Ausdrücke zurückzugreifen wie z.B. Mitarbeitende, Studierende, etc.
Tool-Tipps
Wenn du neu in der Welt des Gendern bist, dann können die vielen Informationen ziemlich unübersichtlich und kompliziert erscheinen. Keine Angst, das ist am Anfang ganz normal und betrifft wahrscheinlich fast jede:r von uns. Damit du in der Anfangsphase nicht ganz alleine bist, möchten wir dir gerne zwei tolle Tools vorstellen.
Auf Genderleicht.de findest hilfreiche Tipps & Tricks für die Umstellung auf die gendergerechte Sprache. So werden dir unterschiedliche Schreibweisen sowie deren Bedeutungen erklärt. Zusätzlich findest du dort einen Gender-Check, der nicht nur die Schreibweisen, sondern auch die Textinhalte überprüft. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auf Rollenstereotypen und ob im Text verschiedene Geschlechter gleichermassen zu Wort kommen.
Fairlanguage ist ein absoluter Alleskönner – die drei jungen Gründer:innen bieten eine breite Palette an Unterstützungsangeboten an. So kannst du an Workshops teilnehmen, eine Beratung buchen oder deine Texte lektorieren lassen – als Bonus kannst du deine Webseite sogar kostenlos überprüfen lassen.
Du brauchst noch mehr Unterstützung? Das ist bei Fairlanguage kein Problem, denn sie bieten auch ein Autokorrektur-Tool an, das es sowohl als Webanwendung als auch als Browser-Erweiterung gibt. Du gibst ganz einfach deinen Text im Eingabefeld ein und das Tool zeigt dir an, wenn du nicht genderegerechte Wörter verwendest. Das beste daran? Es gibt dir auch gleich Alternative an, die du direkt einfügen kannst.
Unsere Empfehlung in Bezug auf SEO
So, nun stellt sich also die Frage, ob und wie in Bezug auf SEO gegendert werden soll. Wir empfehlen dir, wenn immer möglich neutrale Begriffe zu verwenden. Falls dies nicht möglich ist, dann eignet sich unserer Meinung nach der Doppelpunkt am besten. Dies aus dem einfachen Grund, weil der Doppelpunkt von Maschinen gelesen werden kann, dadurch barrierefrei ist und somit auch für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung die ideale Schreibweise ist. Ausserdem ist der Doppelpunkt auch für Suchmaschinen geeignet, weil dadurch sowohl die weibliche als auch die männliche Form eines Worts erkannt bzw. gelesen wird.
Das Sternchen wird bei Suchanfragen als Platzhalter verwendet, daher empfiehlt es sich, auf das Gendersternchen für die gendergerechte Schreibweise zu verzichten.
Aufgepasst: In Online Texten solltest du so gut es geht auf das Gendersternchen verzichten, denn das bereitet Suchmaschinen teilweise grosse Probleme, weil das Sternchen oftmals in Suchen als Platzhalter genutzt wird.
Fazit – Gendern und SEO: ja oder nein?
Durch die Verwendung gendergerechter Sprache leistest du nicht nur einen aktiven Beitrag zur Gleichstellung aller Geschlechter, sondern vergrösserst dabei auch deine Zielgruppe. Denn: Vielleicht klingt dein Angebot grundsätzlich interessant, ist jedoch nicht gendergerecht geschrieben, weshalb du potenzielle Kund:innen verlierst.
Wichtig ist, dass du in deinem Unternehmen klare Richtlinien festlegst, wie gendergerecht geschrieben wird. Dadurch vermeidest du Unklarheiten und stellst sicher, dass alle Mitarbeitenden dieselbe Schreibweise verwenden und es dadurch zu keinen unnötigen Ranking-Einbussen bei Google kommt.
Hast du Fragen zum Thema Gendern im Digital Marketing und wie du das genau umsetzen sollst? Dann melde dich gerne bei uns für ein kostenloses Beratungsgespräch und wir schauen gemeinsam, wie wir dich unterstützen können.